Neuer Halt für das Gleichgewicht
Zahnimplantate ersetzen nicht nur verlorene Zähne oder befestigen lockeren Zahnersatz. Sie verhindern auch Kiefergelenkschmerzen und verbessern das Körpergefühl – damit man jedem Apfel selbstbewusst die Zähne zeigen kann.
Artikel als PDF > Implantologie: Neuer Halt für das Gleichgewicht.pdf
Erschienen im RHEIN-RUHR-MAGAZIN Ausgabe 1-13
Zähne, Kaumuskulatur und unsere beiden Kiefergelenke stehen beim Kauen in einem funktionellen Gleichgewicht. Jede Kaubewegung führt den Unterkiefer mit großer Kraft zum Oberkiefer. Wird der entstehende Kaudruck nicht durch Zahnkontakt abgefangen – beispielsweise, weil die hinteren Zahnreihen nicht vollständig erhalten sind – kann es zu Schmerzen oder gar Arthrose in den Kiefergelenken, zu Kopfschmerzen oder Rückenbeschwerden kommen.
Vorsicht bei Schmerzen
Deshalb ist es aus zahnärztlicher Sicht ratsam, verlorene Zähne durch Kronen oder Brücken auf einem oder mehreren Implantaten wieder zu ersetzen. Herausnehmbare Klammer oder Teleskopprothesen zum Ersatz der hinteren Backenzähne können diese stützende und schützende Funktion des implantatgetragenen Zahnersatzes häufig nicht übernehmen. Knackgeräusche in den Kiefergelenken, Ohrgeräusche, Kopf und Nackenschmerzen, aber auch überempfindliche Zahnhälse der vorderen Zähne können erste Anzeichen solcher Fehlfunktionen sein. Hier muss schon gehandelt werden! Denn einen schweren Kiefergelenkschaden oder starke Funktionsbeschwerden wie zum Beispiel Rückenschmerzen zu beheben, erfordert meistens eine überaus langwierige und
komplizierte Behandlung.
Maßgeschneiderte Neuauflage
Implantate dagegen erhalten den Knochen, da dieser wie mit natürlichen Zähnen belastet wird. Die Zahnlücken können ohne den Beschliff gesunder Zähne geschlossen werden. Ersetzt wird nur, was wirklich fehlt!
Heute bedient sich die zahnärztliche Implantologie modernster, computergestützter Technologien, um auch bei engen Platzverhältnissen oder geringem Knochenangebot Implantate möglich zu machen: Eine 3-D-Aufnahme der Kiefer wird mittels CT oder DVT erstellt und am Computer mit spezieller Software aufbereitet, um die Zahnsituation und die Lage der Nervenbahnen darzustellen. Somit ist es möglich, eine sogenannte „navigierte Implantation“ in Bezug auf Position, Einsetztiefe und -winkel der Implantate vorzubereiten, wobei eine Präzision bis zu 0,3 Millimeter möglich ist. Mit dieser Methode werden selbst schwierigste Platzverhältnisse beherrscht. Sollte trotzdem einmal noch zu wenig Knochen vorhanden sein, so verfügen erfahrene Implantologen über Verfahren, um fehlenden Knochen wieder aufzubauen.
Mit Weile zu neuem Selbstvertrauen
Nach einer erforderlichen Einheilzeit von etwa drei bis sechs Monaten, in denen die Implantate fest im Kieferknochen ein wachsen, können die Implantate mit dem neuen Zahnersatz versorgt werden. Der vielfach diskutierte und „beworbene“ Sofort-Zahnersatz ist in Einzelfällen bei sorgfältigster Planung und günstigen Voraussetzung möglich, im zahnlosen Unterkiefer mittlerweile sogar ein Standardverfahren. Dennoch sollten hier die Erwartungen und Versprechungen nicht überspannt werden: Zu leicht kann ein Implantat verloren gehen, wird es zu früh belastet! Auf jeden Fall muss jede Behandlungsplanung individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmt und mit diesem besprochen werden. Nur so können Therapieerfolg und Patientenzufriedenheit mit einer über 90prozentigen Wahrscheinlichkeit erzielt werden. Die heute phantastischen Möglichkeiten, den Patienten feste Zähne und somit ein gutes Körpergefühl und Selbstvertrauen mit starkem „Biss“ zurückzugeben, sind so überzeugend, dass die moderne Zahnmedizin nicht mehr um Implantate herum kommt.
Der Autor und Zahnmediziner Bertram Eicher ist Master of dental Sciences und setzt seit mehr als 18 Jahren auf Implantate bei der Behandlung von Zahnverlust und Kiefergelenksbeschwerden.